Aktuell dominieren fossile Brennstoffe noch den Wärmemarkt: Von den 24 Millionen installierten Wärmeerzeugern im Gebäudebestand werden in Deutschland vier von fünf Heizsystemen mit Gas, Öl oder Kohle betrieben. Bei Mehrfamilienhäusern verfügt rund die Hälfte der Bestandsgebäude über gas- oder ölgefeuerte zentrale Heizkessel, der Rest ist an ein Fernwärmenetz angeschlossen oder wird über dezentrale, wohnungsweise Heizsysteme, wie Gasetagenheizung oder Einzelöfen, mit Wärme versorgt.
Fest steht, dass jede dritte Heizanlage bereits über 20 Jahre alt ist und in den kommenden Jahren umgerüstet werden muss. Im Bereich der Wohnungswirtschaft hat dieses Thema entsprechend eine große Bedeutung. Dabei ist aktuell ein Wechsel der grundlegenden Strategie zur Verbesserung der Energieeffizienz zu beobachten: an die Stelle einer CO2-Reduktion über eine teure und aufwendige Steigerung der Energieeffizienz fokussiert ein neuer Ansatz auf die Minderung der CO2-Emissionen. Hierzu gehört bei den Bestandsmaßnahmen vor allem eine schnelle Umstellung auf eine emissionsfreie Wärmeversorgung, also einen Wechsel der Heizungsanlage.
Die Wärmepumpe spielt in Deutschland inzwischen eine Schlüsselrolle für die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung - bei Mehrfamilienhäusern allerdings mit unterschiedlicher Ausprägung in Neubau und Bestand.
Laut Statistischem Bundesamt ist bei rund 46 % der im Jahr 2024 fertiggestellten Mehrfamilienhäuser eine Wärmepumpe als primäres Heizsystem installiert worden. Bei Mehrfamilien-Bestandsbauten werden bislang allerdings nur gut 3 % mit der klimafreundlichen Alternative beheizt.
Wohnungsunternehmer und Eigentümer von Mehrfamilienhäusern stehen dem Einbau von Wärmepumpen grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber, sehen ihn aber aktuell vor allem als technisch und finanziell anspruchsvolles Großprojekt. Denn die Anforderungen an die Auslegung der Wärmepumpe und des Gesamtsystems sind bei Mehrfamilienhäusern deutlich komplexer als bei Einfamilienhäusern. So weisen Mehrfamilienhäuser zum Beispiel morgens und abends Lastspitzen auf. Die Wärmepumpe muss deshalb größer dimensioniert werden, was Kosten und Aufwand steigert. Weiterhin geht es oftmals um die Einbindung von Wärmepumpen in energetische Gesamtsysteme, so zum Beispiel die Kopplung mit Photovoltaik- bzw. Batteriesystemen.
Die heterogenen Bau- und Heizsystemstrukturen in Bestandsgebäuden erhöhen den Planungsaufwand gegenüber Standardkesseln. Da keine oder zu wenig Erfahrungen vorliegen, fehlen bei vielen Unternehmen verlässliche Umsetzungskonzepte.
Eine differenzierte Aufschlüsselung, wie viele Wärmepumpen-Modernisierungen explizit in Mehrfamilienhäusern bisher stattgefunden haben, gibt es derzeit noch nicht. Da aber insgesamt nur 3,3 % aller Mehrfamilienhäuser mit Wärmepumpen ausgestattet sind - einschließlich Neubauten - dürfte der Anteil der Modernisierungen bei unter 1 % liegen.
Man kann davon ausgehen, dass der Anteil von Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern langfristig steigen wird. Die zentrale Frage dabei ist aber, wie schnell diese Transformation von statten gehen wird.
Aktuell besteht in der Branche ein großer Aufholbedarf an Praxiserfahrung sowie ein Bedarf für weitere Systemstandardisierung. Weiterhin fehlt eine breite Datenlage über Erfahrungen und Effizienzwerte. Hinzu kommen die oftmals zu geringen Kenntnisse und Kapazitäten bei Fachplanern und SHK-Firmen und regulatorische Unsicherheiten, etwa bei der kommunalen Wärmeleitplanung.
Im Hinblick auf die Förderung erwarten Wohnungsunternehmen, dass Förderprogramme (insbesondere die BEG‑Förderung) langfristig stabil ausgestaltet werden. Schwankende Zuschusshöhen und ein enger Mietrechtsrahmen schränken die Refinanzierungsmöglichkeiten ein und führen zu Verunsicherungen.
Auch wenn die Anzahl der realisierten Modernisierungsmaßnahmen mit Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern vergleichsweise überschaubar ist, gibt es inzwischen eine Reihe von Praxisbeispielen, die als Wegbereiter dienen können. Dabei handelt es sich um recht unterschiedliche Konstellationen, beispielsweise Wärmepumpen-Kessel-Hybridanlagen, den Einbau von Grundwasser-Wärmepumpen oder von Luft-Luft-Wärmepumpen.
Alle Details, Praxisbeispiele und Handlungsempfehlungen finden Sie im vollständigen Report!