Insights zum Wohnungsmarkt und Trends in der Immobilienbewertung

Clusterwohnungen: Wohnungskonzept für die Zukunft oder Nischenangebot?

Geschrieben von Bettina Harms | 26. Jul 2024

Clusterwohnungen, auch bekannt als gemeinschaftliche Wohnprojekte, gewinnen als innovative Lösung für den Wohnungsmarkt zunehmend an Bedeutung. Diese Wohnformen kombinieren private und gemeinschaftliche Wohnflächen in sehr unterschiedlichen Varianten. In der Regel werden dabei die individuellen Flächen reduziert, um das ersparte Flächenpotenzial der Gemeinschaftsfläche zuzuschlagen. Für Vermieter und Bauherren können Clusterwohnungen eine Lösung bieten, die sowohl wirtschaftlich als auch sozial attraktiv ist.

1. Maximierung der Flächenausnutzung

Clusterwohnungen ermöglichen eine sehr effiziente Nutzung von Wohnflächen. Dieser Faktor gewinnt vor dem Hintergrund von Flächenknappheit und hohen Baukosten gerade in nachgefragten Städten zunehmend an Bedeutung. In einer Studie der Technischen Universität München wurde festgestellt, dass mit Clusterwohnungen bis zu 20 % Wohnfläche pro Person im Vergleich zu traditionellen Wohnungen eingespart werden können. Mit der verringerten Wohnfläche könnten auch die individuellen Wohnkosten deutlich reduziert werden. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, auch im Neubau Wohnungen bauen zu können, die von Haushalten mit eher geringen Wohnkosten-Budgets bezahlt werden können.

2. Geringere Mietbelastung bei mehr Gemeinschaft

In Zeiten steigender Mietpreise und begrenzten Wohnraums sind Clusterwohnungen besonders attraktiv: sie bieten erschwinglichen Wohnraum, ohne auf Komfort verzichten zu müssen. Inzwischen gibt es sowohl in Europa als auch in Deutschland zahlreiche Projekte, in denen Erfahrungen mit Clusterwohnungen gesammelt werden. Insbesondere junge Berufstätige, Studenten und Senioren können von den sozialen Interaktionsmöglichkeiten und der Unterstützung innerhalb der Gemeinschaft profitieren. Allerdings stellt die gemeinschaftliche Nutzung von Räumen auch gewisse soziale Anforderungen an die Bewohner. Nicht jeder Mieter kann und möchte Räume mit anderen teilen. 

3. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit

Clusterwohnungen sind flexibel und anpassungsfähig. Vermieter können unterschiedliche Zielgruppen ansprechen, indem sie die Größe und Ausstattung der Einheiten variieren. Ein erfolgreiches Beispiel ist das Projekt “Spreefeld” in Berlin, wo verschiedene Wohnungstypen für unterschiedliche Bedürfnisse geschaffen wurden, von Single-Wohnungen bis hin zu Mehrgenerationen-Wohneinheiten. Vielfach wird auch mit sogenannten Joker-Wohnungen gearbeitet. Das sind kleine Wohnungen, die zeitweise von anderen Bewohnern mitgenutzt werden können, um z.B. Angehörige für eine begrenzte Zeit unterzubringen. Diese Flexibilität ermöglicht es auch, auf zukünftige demografische Veränderungen zu reagieren.

4. Nachhaltigkeit und Gemeinschaftsgefühl

Clusterwohnungen fördern nachhaltiges Wohnen. Durch die gemeinsame Nutzung von Ressourcen, wie Energie, Wasser und Gemeinschaftseinrichtungen, wird der ökologische Fußabdruck reduziert. Studien zeigen, dass Clusterwohnungen bis zu 30 % weniger Energie verbrauchen im Vergleich zu herkömmlichen Wohngebäuden. Zudem stärkt das gemeinschaftliche Wohnen das soziale Miteinander, fördert ein starkes Gemeinschaftsgefühl und kann Vereinsamung vorbeugen, was gerade in städtischen Gebieten von Vorteil ist.

Fazit

Clusterwohnungen stellen eine zukunftsweisende Wohnform dar, die sowohl für Vermieter als auch für Bauherren zahlreiche Vorteile bietet. Sie maximieren die Flächenausnutzung, erhöhen die Attraktivität für Mieter, bieten Flexibilität und tragen zur Nachhaltigkeit bei. In einer Zeit, in der der Wohnungsmarkt an vielen Standorten zunehmend unter Druck steht, bieten Clusterwohnungen eine innovative Lösung für die Herausforderungen von heute und morgen. Projekte wie „Mehr als Wohnen“ in Zürich und „Spreefeld“ in Berlin zeigen bereits erfolgreich, wie dieses Konzept in der Praxis umgesetzt werden kann.