Insights zum Wohnungsmarkt und Trends in der Immobilienbewertung

Tendenz gen Null: Anteil der inserierten Mietwohnungen sinkt

Geschrieben von Bettina Harms | 25. Mai 2023

Auf den Online-Immobilienportalen werden immer mehr Häuser und Wohnungen zum Kauf angeboten – und immer weniger zur Miete. QUIS hat untersucht, wie groß der Anteil der inserierten Wohnungen an der Gesamtheit aller vermietbaren Wohnungen in Deutschland ist. 

So viele Immobilien werden momentan in Deutschland angeboten

Zum Stichtag am 01.05.2023 wurden insgesamt 595.336 Wohnungen und Häuser in Deutschland auf Online-Immobilienportalen angeboten. Das bedeutet eine Steigerung um 14,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei ging der Anteil an Mietimmobilien allerdings um 17,8 Prozentpunkte zurück. Auf der anderen Seite stieg die Zahl der Verkaufsangebote deutlich: von 207.201 auf 343.170 in diesem Jahr. Die Verkaufsangebote machen mittlerweile 57,6 Prozent aller inserierten Immobilien aus. Vor einem Jahr waren es noch 39,9 Prozent gewesen.

Das heißt: Während vermehrt Immobilien zum Kauf auf den Markt kommen, wird der Markt für Mietwohnungen immer enger.

Wie viele Wohnungen werden zur Vermietung inseriert?

Nicht alle leer stehenden Wohnungen werden auf den großen Portalen zur Miete inseriert. Zum Teil handelt es sich um Eigentumswohnungen. Zum Teil werden die Wohnungen über andere Kanäle vermittelt – beispielsweise innerhalb von Genossenschaften. Zum Teil ist der Leerstand gewollt, zum Beispiel, weil Modernisierungen anstehen.

QUIS ist Deutschlands größte Datenbank für den Wohnungsmarkt und hat untersucht, wie groß der Anteil der inserierten Mietwohnungen gemessen an der Zahl aller vermietbaren Wohnungen ist. Die Auswertung bezieht sich auf die 20 größten Städte Deutschlands. Im Jahr 2018 hatte der Anteil der inserierten Wohnungen noch bei 1,3 Prozent gelegen. Bis 2022 stieg das er auf 1,7 Prozent. 2022 fiel er jedoch wieder ab: auf 1,2 Prozent. In 6 der 20 untersuchten Städte liegt wird weniger als 1 Prozent des Bestandes zur Anmietung angeboten.

Am niedrigsten ist der Wert mit 0,5 Prozent in Berlin. Aber auch in Karlsruhe, Köln, Hamburg, München und Münster liegt er unter einem Prozent. Die höchsten Werte verzeichnen Dresden mit 1,9 Prozent sowie Wiesbaden und Essen mit jeweils 1,6 Prozent.

Das heißt: Dem freien Markt steht nur ein äußerst geringer Anteil der Mietwohnungen zur Verfügung.

Stadt Angebot* 2018 Angebot* 2020 Angebot* 2022
Berlin 0,70% 0,50% 0,50%
Karlsruhe 0,50% 0,80% 0,60%
Köln 0,70% 1,00% 0,80%
Hamburg 0,70% 1,00% 0,90%
München 0,70% 1,30% 0,90%
Münster 0,70% 1,00% 0,90%
Bremen 1,30% 1,80% 1,10%
Bonn 1,20% 1,40% 1,10%
Düsseldorf 1,20% 1,80% 1,20%
Mannheim 1,00% 1,60% 1,20%
Frankfurt am Main 1,10% 2,00% 1,30%
Duisburg 1,60% 2,00% 1,30%
Bochum 1,30% 1,50% 1,30%
Dortmund 1,40% 1,70% 1,40%
Stuttgart 0,60% 1,90% 1,40%
Leipzig 3,60% 3,50% 1,50%
Nürnberg 1,00% 1,80% 1,50%
Essen 1,70% 2,10% 1,60%
Wiesbaden 1,40% 1,70% 1,60%
Dresden 3,00% 3,40% 1,90%

* "Angebot" als Anteil der inserierten Wohnungen an allen vermieteten/ vermietbaren Wohnungen

Was bedeutet das für den Markt?

Üblicherweise werden 2 Prozent Leerstand als Fluktuationsreserve angesetzt, damit der Wohnungsmarkt funktionieren kann. Wenn – wie im Moment – weniger als 1,5 der Mietwohnungen frei sind, kann die Nachfrage nicht befriedigt werden, weil das Angebot zu gering ist.

Andererseits steigt zwar das Angebot an Eigentumswohnungen und Häusern zum Kauf, aber diese können das zu geringe Angebot an Mietwohnungen nicht ausgleichen. Denn immer weniger Haushalte können sich angesichts der Preise in Kombination mit den steigenden Finanzierungskosten den Immobilienerwerb leisten.

Methodik

Ausgangspunkt für die Untersuchungen waren die Daten des Mikrozensus von 2011. Diese hat QUIS mit Daten aus dem eigenen Bestand fortschrieben und abgeglichen. Hierbei wurden die Baufertigstellungen in den einzelnen Städten sowie die Eigentumsquote berücksichtigt.