Das Auskommen mit dem Einkommen

Aufgrund gestiegener Einkommen hat sich die Erschwinglichkeit des Mietens in den letzten Jahren in Deutschland insgesamt verbessert. Doch genau hinschauen ist wichtig, denn die Unterschiede sind gravierend. Ein guter Indikator ist die Mietbelastungsquote.


Zur größten Sorge der Menschen in Deutschland gehört die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten. 52 Prozent der Menschen haben die Befürchtung, dass die Kosten für Einkaufen, Miete und Dienstleistungen etc. nach oben gehen, wie die Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“ zeigt.

Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, einen differenzierten Blick auf die Entwicklung der Einkommen in Deutschland und ihre Verteilung zu werfen.

Die Reallöhne, also die Verdienste nach Abzug der Inflation, waren bis 2020 seit mehr als einem Jahrzehnt regelmäßig in einer Größenordnung von 2 Prozent pro Jahr gestiegen.

Im Zeitraum 2020 bis 2023 gab es dann aber Rückgänge von teilweise über 5 Prozent. Der Hauptgrund für den Kaufkraftverlust der Nominallöhne war die stark gestiegene Inflation, die u.a. durch die Energiepreiskrise infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine ausgelöst wurde. Die Verbraucherpreise stiegen deutlich schneller als die Löhne.

Abb. 1 Entwicklung der Reallöhne, der Nominallöhne und der Verbraucherpreise

Quartalsweise Entwicklung von Real- und Nominallohnindex sowie Verbraucherpreisindex in Deutschland 2019–2025 laut Destatis.Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2025

Seit Ende 2023 wachsen die Reallöhne aber wieder, weil die Nominallöhne stärker als die Preise stiegen (z. B. Q2 2025: Nominallöhne +4,1 Prozent bei Verbraucherpreisen +2,2 Prozent). Hierzu tragen auch die deutlich gestiegenen Tariflöhne bei.

Diese Entwicklung ist aber nicht überall in Deutschland gleich. Während Bayern mit einem Anstieg von 2,7 Prozent im Jahresdurchschnitt 2024 besonders gut dasteht, gibt es auch Bundesländer wie Berlin und Brandenburg, die positive, aber etwas geringere Zuwächse verzeichneten.

Im Süden verdient man mehr

Die regionale Verteilung der verfügbaren Haushaltseinkommen zeigt ebenfalls ein recht differenziertes Bild: So liegen die Einkommen in Ostdeutschland nahezu flächendeckend sowie in den peripheren westlichen Bereichen von Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und im Saarland deutlich niedriger. In Bayern und Baden-Württemberg sind hingegen die Einkommen am höchsten, hier spiegelt sich die große Wirtschaftskraft wider.

Insbesondere die Ost–West-Lücke bleibt deutlich: im Jahr 2024 lag der Jahresverdienst im Osten um rund 21 Prozent unter dem der westlichen Bundesländer - es gibt zwar einen langfristigen Aufholprozess, aber ein fortwährendes Niveau-Gefälle.

Abb. 2 Verfügbares Einkommen privater Haushalte je Einwohner/-in im Jahr 2022 in 1.000 €

Karte der verfügbaren Einkommen privater Haushalte je Einwohner 2022 in deutschen Landkreisen mit deutlicher Ost-West-Differenz.Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“.

Weniger Geringverdiener, aber kaum weniger Ungleichheit

Neben der Höhe der Einkommen spielt auch deren Verteilung innerhalb der Bevölkerungsgruppen ein große Rolle. Von besonderem Interesse sind dabei die Gruppen, die sich am unteren Ende der Einkommensverteilung befinden, da sich hier Preissteigerungen, etwa bei Lebensmitteln und beim Wohnen, besonders bemerkbar machen.

Insgesamt ist die Niedriglohnquote rückläufig: Von 21 Prozent (2018) auf zuletzt 16 Prozent. Hierzu hat auch die Anhebung der Mindestlöhne beigetragen. In Ostdeutschland hat sie sich in den letzten zehn Jahren fast halbiert von 35 Prozent auf 18 Prozent.

Die Einkommen der unteren 10 Prozent sind in Deutschland seit 1995 aber deutlich geringfügiger gestiegen (ca. 4-6 Prozent) als die Einkommen der oberen 10 Prozent (ca. 50 Prozent), auch wenn sich die Situation in den letzten Jahren wieder etwas verbessert hat.

Einen deutlichen Gap bei den Einkommen gibt es nach wie vor auch hinsichtlich der Staatsangehörigkeit: 2024 lag das monatliche Median-Entgelt bei den Deutschen bei 4.177 €, bei ausländischen Arbeitnehmern hingegen nur bei 3.204 €.

Die Verteilung der Einkommen insgesamt lässt sich über den sog. GINI-Index abbilden. Der Index hat einen Wertebereich zwischen 0 (maximale Gleichverteilung) und 1 (maximale Ungleichverteilung). Der Gini des verfügbaren Einkommens in Deutschland stieg bis Mitte der 2000er und ist seither recht stabil auf moderatem Niveau um 0,30. Damit liegt Deutschland etwa auf dem Niveau West-Europas. In Nordeuropa ist die Ungleichverteilung deutlich geringer, in Südeuropa hingegen deutlich größer.

Abb. 3 GINI-Index für Einkommen in Europa

Entwicklung des GINI-Index der Einkommen 2012–2023.Quelle: Sozialstrukturanalysen.de, Daten: EU-SILC

Während sich Verteilung der Einkommen in Europa relativ einheitlich ist und sich die Länder einander annähern, sieht es bei den Vermögen deutlich anders aus. Deutschland weist eine hohe Vermögensungleichheit auf, was sich in einem GINI-Index von ca. 0,68 (2023) widerspiegelt. Dieser Wert liegt deutlich über dem für Einkommen und ist im europäischen Vergleich hoch - Deutschland liegt mit Österreich an der Spitze. Das Nettovermögen ist sehr ungleich verteilt: Die obersten 10 Prozent der Haushalte besitzen über die Hälfte des gesamten Nettovermögens, während die ärmere Hälfte nur etwa 3 Prozent besitzt.

Gestiegene Einkommen - besseres Wohnen?

Für die meisten Mieter stellt das Arbeitseinkommen den Großteil des Einkommens dar. Daher bestimmen die Nettolöhne auch, welche Zahlungsfähigkeit für Mietwohnungen vorhanden ist. Betrachtet man die Lohn- und Mietentwicklung simultan, hat sich die Erschwinglichkeit des Mietens daher in den letzten Jahren in Deutschland insgesamt verbessert. Denn insgesamt gesehen sind die Einkommen stärker gestiegen als die Mieten.

Diese Entwicklung ist aber ebenfalls regional sehr unterschiedlich: Vor allem im Süden, aber auch im Westen und Norden sind die Mieten stark gestiegen. Im Osten und in der Mitte Deutschlands entwickeln sich die Mieten hingegen moderat, sinken mitunter sogar. Eine Verbesserung des Verhältnisses zwischen Einkommen und Mieten war insgesamt aber nur in etwa einem Viertel der Landkreise und Städte zu verzeichnen (107 von 400). Überall sonst sind die Mieten stärker gestiegen als die Löhne.

Die Wohnkostenbelastung ist insbesondere für Menschen mit geringem Einkommen ist seit 1990 gestiegen. Insbesondere betroffen sind davon Migranten, aber etwa auch Auszubildende, Studenten und Rentner. Haushalte mit hohem Einkommen konnten hingegen die gestiegenen Mieten durch Einkommenszuwächse kompensieren.

Die zukünftige Entwicklung wird weiter in Richtung einer geringeren Erschwinglichkeit in vielen Regionen gehen. So werden inzwischen selbst in Regionen mit sehr hohen Einkommen, etwa im Großraum München, die noch stärker gestiegenen Mieten zu einem Hemmnis bei der Rekrutierung von Arbeitskräften.

Die aktuell sich verschlechternde wirtschaftliche Lage mit steigender Arbeitslosigkeit und die deutlich geringere Neubauzahlen werden die Situation insbesondere in den Ballungsräumen weiter verschärfen. Die konkrete Erschwinglichkeit hängt für einen Haushalt - neben seinem Einkommen - aber stark auch davon ab, ob er eine neue, teure Wohnung anmieten muss oder in einem langjährigen Bestandsmietverhältnis mit sehr moderaten Mieten wohnt.

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